Einer der Gründe
warum man in der Konversation so selten verständige und angenehme Partner findet,
ist,
dass es kaum jemanden gibt,
der nicht lieber an das dächte,
was er sagen will,
als genau auf das zu antworten,
was man zu ihm sagt.
Die Feinsten und Gefälligsten begnügen sich damit,
während man es ihrem Auge und Ausdruck ansehen kann,
dass ihre Gedanken nicht bei unserer Rede sind,
sondern sich eifrig mit dem beschäftigen,
was sie sagen wollen.
Sie sollten bedenken,
dass es ein schlechtes Mittel ist,
anderen zu gefallen oder sie zu gewinnen,
wenn man sich selbst so sehr zu gefallen sucht,
und dass die Kunst,
gut zuzuhören und treffend zu antworten,
die allerhöchste ist,
die man im Gespräch zeigen kann.
Francois de la Rochefoucauld
(* 15. September 1613 in Paris; † 17. März 1680 ebenda)
Warum keine Selbsthilfegruppe (SHG) mehr in diesem Halbjahr?
Seit etwa 1985 habe ich eine Selbsthilfegruppe in Bielefeld initiiert, welche zu einem späteren Zeitpunkt von Peter Stölting weitergeführt worden ist.
Die Selbsthilfegruppe soll als Gesprächskreis verstanden werden, wo jede/r gleichberechtigt zu Wort kommen kann und kommen soll.
Nun ist das nicht immer bei allen Gruppen so.
In Gesprächsselbsthilfegruppen kümmert man sich vor allem um die persönliche Situation: jeder lernt seine eigenen Bedürfnisse und die der anderen besser kennen, bemüht sich, seine Schwierigkeiten zu lösen, gewinnt genauere Vorstellungen von dem, was er will und was andere machen – und kann dadurch sein Verhalten ändern.
Nakos ca. 1984
Es hat sich gezeigt, daß es in Bielefeld zu wenige Gruppenteilnehmer, Gruppeninteressenten gibt. Auch ist die Nachfrage zu unstetig, indem auf dem einen oder anderen Abend eine oder mehrere Personen auftauchen, sodaß von einem kontinuierlichen Engagement nicht die Rede sein kann. Denn eine SHG lebt von der aktiven Teilnahme wenigstens eines harten Kernes, welche sich selbst gestellte Aufgaben auch übernimmt.
In diesen Zeiten mag das Internet noch ein übriges für mangelnde Teilnahme oder Interessenten dazu tun. Allerdings kann ich dazu sagen, daß die scheinbare Allmacht des Wissens im Internet nicht unbedingt die Lösung anstehender Fragen hergibt. Denn im Austausch des gesprochenen Wortes liegen mehr Informationen und Anhaltspunkte, als dies durch dürre Zeilen gewähleistet ist.
Auch gilt es zu bedenken, daß die für Schwerhörige nutzbare Technik seit den 1980er Jahren enorme Fortschritte gemacht hat, welche scheinbar eine SHG überflüssig macht.
Anfangs waren es im Schwerhörigenverein und in der SHG oft Ertaubte, welche in der SHG Unterstützung fanden.
Aber die Erfahrung hat gezeigt, daß sich später die gesetzlichen/ sozialen Randbedingungen enorm verändert haben, indem Schwerhörigen hohe finanzielle Lasten für Hörgerätekosten aufgebürdet werden. Aber auch andere Vorgehensweisen im Rehabilitationsbereich oder gar das Ziel eines Cochlea-Implantates wären zu nennen. Viele wissen nicht, auf was sie sich einlassen oder wissen nicht, welche Strategien zur Bewältigung der Schwerhörigkeit zum Erfolg führen.
Am 18.August beginnt wieder ein SHG- Abend um 18.30Uhr im Hörgeschädigtenzentrum und dann wird die Gruppe sehen, wie es weitergeht.
Dieser Artikel wurde von Hermann Aufderheide eingestellt.
Wo der Bürger keine Stimme hat, haben die Wände Ohren.
Jeannine Luczak, Schweizer Dichter (1797-1854)