Eigentlich habe ich am Eröffnungstag und an der darauf folgenden Bundesversammlung von den vielen Reden nicht all zu viel mitbekommen, weil ich mit der Kamera sehr beschäftigt war, Eindrücke und interessante Momente fotografisch fest zu halten. Dafür aber konnte ich am Sonntag ein Mehr an Eindrücken bei den Workshops auf dem alle 2 Jahre stattfindenden Bundeskongress des Deutschen Schwerhörigenbundes erfahren und mitbekommen.
Am Sonntag ist mir dann aufgefallen, dass bei der Vielzahl an Reden, Workshops, Ausstellern, Besucher ein Mini-Weltkongress stattgefunden hat. Der Landesverband Niedersachsen in Persona von Rolf Erdmann und dem rührigen Organisationsteam ist eine rundum gelungene Veranstaltung zu bescheinigen. Vor allem, weil ich über Monate hinweg in vielen Telefonaten mit Rolf die Mühen und Freuden bei der Vorbereitung der Veranstaltung hautnah mitbekommen habe.
Aber der Reihe nach. Die Eröffnung am Freitag war sehr eindrucksvoll durch die vielen prominenten Grußwort–Redner, angefangen von den Grußworten zur Eröffnung bis hin zum Grußwort zur Eröffnung durch den Präsidenten des DSB, Herrn Dr. Seidler
Die Grußworte zur Eröffnung des BuKo wurden wie folgt überbracht:
Herr Rolf Erdmann, Landesverbandsvorsitzender Niedersachsen
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Grußworte aus Politik und Politikverwandtes
Herr Hermann Dinkla Landtagspräsident CDU, Herr Bernd Strauch, Bürgermeister SPD, Frau Rita Pawelski, MdB CDU, Herr Wolfgang Jüttner, MdL SPD-Fraktionsvorsitzender, Frau Ursula Helmhold MdL Grüne, Herr Karl Finke, Landesbehindertenbeauftragter, Herr Clemens Volkmann, stellvertretender Präsident Niedersächsisches Landesamt für Soziales, Jugend und Familie
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Grußworte aus Helferverbänden und anderen Institutionen
Frau Heidi Merk, Präsidentin DPWV, Frau Cornelia Rundt Parität Niedersachsen, Herr Martin Kind, Hörgeräteakustiker, Herr Manfred Isstas, Direktor LBZH Oldenburg
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Grußworte aus befreundeten Verbänden
Herr Dr. Ulrich Hase, Präsident DG, Frau Brigitte Slamanig, Präsidentin ÖSB, Herr Franz Hermann, Präsident DCIG,
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Grußworte zur Eröffnung BuKo
Herr Dr. Harald Seidler DSB-Präsident
Nach dem Mittagessen fand die große Podiumsdiskussion über „Inklusion am Arbeitsplatz“ unter der Moderation von Dr. Ulrich Hase statt. Vertreter aus Politik, Bundesarbeitsministerium, Forschung, des Arbeitgeberverbandes und des DSB diskutierten darüber, dass „Hörgeschädigte alles machen können – außer Karriere“.
Anschließend wurden verschiedene Workshops angeboten, an welchen ich aber nicht teilnehmen konnte, diese jedoch kurzzeitig zum fotografieren besuchte. Ich konnte erkennen, dass dort intensiv und ernsthaft gearbeitet wurde.
Am Abend lud der Landesverband Niedersachsen zu einem geselligen Abend in eine Hannoversche Szenekneipe namens Ernst-August ein. Ein uriges Lokal, stark frequentiert und sehr, sehr laut, vorsichtig ausgedrückt, denn Markus Landwehr konnte mit einem Programm auf seinem Handy eine Lautstärke von 96 dB ermitteln. Und das weit ab von den dröhnenden Boxen. Aber das tat offensichtlich der Wiedersehensfreude mit alten Weggefährten und neuen Kontakten keinen Abbruch.
Am Samstag fand dann die eigentliche DSB-Bundesversammlung statt.
Erstmalig wurde sie mit einer Festrede eingeleitet, bei der Herr Prof. Dr. Thomas Lenarz von der Medizinischen Hochschule Hannover sehr eindrucksvoll über die Geschichte, Erfolge und Zukunftsaussichten rund um das CI, implantierbare Hörgeräte usw. berichtete. Im Mittelpunkt standen das bereits einsatzfähige Hybrid-CI und Forschungen mit dem Ziel, den Hörnerv künftig mit einer Glasfaser und Laserlicht und statt mit einer Elektrode elektrisch zu stimulieren.
Der DSB-Bundesversammlung am Samstag konnte ich schon intensiver folgen, weil es nun um Tätigkeitsberichte, Anträge und Ehrungen ging, denen ich als Delegierter zu folgen hatte. Außerordentlich negativ empfand ich die Tatsache, dass sämtliche Anträge des DSB-Landesverbandes Niedersachsen von den Delegierten abgelehnt wurden. Vor allem war ich von der aggressiven Form der Ablehnung bis hin zur unangebrachten unsachlichen Ablehnung des Antragstellers durch einige Delegierte überrascht. Darüber hinaus hatte ich den Eindruck, dass von Seiten des Bundesvorstandes die Wichtigkeit des Antrages betreffs Einhaltung der Bestimmungen der DSB-Satzung nicht erkannt worden ist. Dergleichen habe ich bekanntlich auch auf der DSB-Bundesversammlung 2004 in Frankfurt erlebt, wo es ebenfalls um die Beachtung der Satzungsbestimmungen ging. Ich habe den Eindruck gewinnen müssen, dass der Bundesvorstand der Satzung nicht die Wichtigkeit beimisst, welche sie als das „Grundgesetz“ unseres Verbandes hat, sondern sie als ein weniger wichtiges Stück Papier betrachtet.
Herausheben möchte ich hier, dass die DSB-Satzung z.B. eindeutig vorgibt, wie die Namensgebung der Ortsvereine und Landesverbände auszusehen hat. Nicht einmal die Vereine führender Personen im Bundesverband und in Landesverbänden halten diese Vorschriften ein. Das kann jeder selber im Internet auf der DSB-Homepage nachlesen und überprüfen.
Es ist die satzungsgemäße Aufgabe des Bundesvorstandes, die Einhaltung der Satzungsbestimmungen konsequent zu überwachen und einzufordern. Darüber hinaus aber auch, dass die seit geraumer Zeit hochgelobten Ansprüche an Qualität, z.B. durch Zertifizierungen, auch tatsächlich umgesetzt und eingehalten werden und keine Potemkinschen Dörfer darstellen. Dies hat auch für die Binnenqualität innerhalb des DSB zu gelten.
Auch der Antrag, sich Gedanken über den Verbandsnamen „Deutscher Schwerhörigenbund“ zu machen, wurde abgelehnt. Zu diesem Thema ist in der Vergangenheit schon einmal ein Vorstoß unternommen worden. Die Tatsache, dass das Wort „Schwerhörig“ in unserem Namen bei vielen Betroffenen eher Berührungsängste als den Wunsch zu einer Kontaktaufnahme auslöst, wurde nicht erkannt. Besonders unangebracht fand ich die Erklärung eines Delegierten, „dass er stolz darauf ist, schwerhörig zu sein.“
Am Abend wurde ein Festabend veranstaltet. Den Auftakt machten Schüler der Hartwig-Claußen-Schule Hannover mit witzigen, selbst komponierten Raps über Hannover. Diese Beiträge wurden mittels Beamer visualisiert, so dass jeder auch verstehen konnte, um was es in den Liedbeiträgen ging. Anschließend gab es ein reichhaltiges Buffet und ein Quiz rund um das Thema „Ohren“. Der DSB-Präsident Dr. Seidler und Rolf Erdmann sangen mit Gitarrebegleitung in französisch ein Weintrinkerlied, und es wurde nach selbst geschriebenen Liedern und alten Volksliedern von 3 hannoverschen Urgesteinen getanzt.
Am Sonntag habe ich dann die Kamera schlicht vergessen, weil ich selber als ersten Termin eine Zukunftswerkstatt für das DSB-Referat CI durchgeführt habe. Anschließend konnte ich je einen Vortrag von Herrn Peter Kroel, Humantechnik und Herrn Dr. Andreas Büchner, MHH hören. Beide Referate waren für mich als Technikinteressierten schon sehr informativ.
Mittags klang dann der Bundeskongress mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Inklusion in der Schule“ aus, von welchem ich leider nur den Schluss mitverfolgen konnte. Dieses Thema hat mich schon auf 2 Veranstaltungen in Bielefeld und Herford beschäftigt. Daher betrachte ich die bei einigen Personen festzustellende Euphorie sehr skeptisch. An diesem Thema bleibe ich aber dran, vor allem, um zukünftig über die damit verbundenen juristischen Möglichkeiten verfügen zu können.
Das Schlusswort hielt dann die Vorsitzende des Ortsvereines Hannover, Frau Pastorin Cornelia Kühne. Leider konnte ich nicht dabei sein, ich habe mir sagen lassen, dass sie sehr berührende und nahe gehende Worte zum Abschluss gefunden hat.
Alles in allem: Es hat sich gelohnt, nach Hannover zu kommen und viele neue Eindrücke und Erfahrungen mit nach Hause zu nehmen.
Bielefeld, den 8.9.2009
Hermann W. Aufderheide
Eingestellt von Hermann W. Aufderheide