Cochlea-Implantate werden in Hannover seit nunmehr 25 Jahren durchgeführt. Seither wurden mehr als 4300 Patienten implantiert. Die große Erfahrung hat zu einem stetigen Ausbau und Steigerung der Qualität der Versorgung geführt und weltweit Maßstäbe gesetzt.
Der dabei erreichte Grad an Hörvermögen spiegelt ebenfalls die technologische Entwicklung, aber auch die verbesserte Indikationsstellung, die medizinische, ingenieurwissenschaftliche und pädagogische Leistung wider.
Mit großer Sorge müssen wir leider beobachten, dass dieser Qualitätsstandard, wie er von den großen Cochlear Implant Zentren in Deutschland einheitlich angemeldet wird, zunehmend durch zahlreiche Implantationsaktivitäten in Deutschland infrage gestellt wird. Immer mehr Kliniken führen Implantationen ohne ausreichende Qualitätssicherung durch. Die Folge sind unzufriedene Patienten, fehlerhafte Indikationen für die Behandlung und eine mangelhafte postoperative Betreuung, so dass viele dieser Patienten sich hilfesuchend an das Hörzentrum Hannover wenden. Bei genauer Betrachtung dieser Fälle zeigt es sich, dass die Grundpfeiler einer guten CochleaImplantat-Versorgung nämlich eine vertrauensvolle, gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen Hals-, Nasen- Ohrenarzt, Ingenieur und Pädagoge, in diesen Fällen häufig nicht gegeben ist und somit eine Fragmentierung der Behandlung eintritt. Dies führt dazu, dass der einzelne Akteur keine ausreichende Rückmeldung mehr über die Ergebnisse seiner Arbeit erhält und somit auch keine Möglichkeit mehr hat, eine Korrektur seiner Arbeit vornehmen zu können.
Diese Erkenntnis bestärkt uns daher in der Aufrechterhaltung der in den letzten 25 Jahren erarbeiteten Qualitätskriterien zum Wohle der Patienten. Nur in qualifizierten Zentren mit einer oben dargestellten interdisziplinären Teamstruktur, einer ausreichenden Zahl von Implantationen pro Jahr und einer wissenschaftlichen Erfahrungsbasis sollten Cochlea-Implantationen auch in Zukunft vorgenommen werden, um somit dem Patienten ein Höchstmaß an Qualität und damit ein optimales Hören unter Berücksichtigung der individuellen Verhältnisse zu gewährleisten. Dies setzt weiter anhaltende Anstrengungen und eine Verbesserung unserer Versorgung, auch in Hannover voraus.
Prof. Dr. med. Thomas Lenarz Direktor der HNO-Klinik Medizinische Hochschule Hannover
Januar 2009
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
Dieser Artikel wurde von Hermann Aufderheide eingestellt.